Schüler der Q2 informieren sich über die Geschichte eines Profiklubs während des Nationalsozialismus

Anpassung, Ausgrenzung, Instrumentalisierung

Klassen und Kurse besuchen NS-Fußball-Wanderausstellung

In den vergangenen Wochen besuchten verschiedene Klassen und Oberstufenkurse die neu eröffnete Wanderausstellung zu „Fußball in der NS-Zeit“ im Foyer des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums. Die Ausstellung wurde im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen dem Kreismuseum Wewelsburg und dem Grafschafter Museum nach Moers geholt. Die Informationsbanner geben Einblicke in die Geschichte von elf populären Profiklubs während des Nationalsozialismus. Zudem thematisieren sie die Entwicklung des Frauenfußballs sowie die Ausgrenzung jüdischer Sportler aus den Vereinen des DFBs. Über die historische Aufarbeitung hinaus richtet die Ausstellung den Blick auch auf aktuelle Initiativen im Kampf gegen Rassismus im Fußball.

Lina und Piet van der Eijk (beide Q2) berichten von ihren Eindrücken:

Die Thematisierung der NS-Zeit bildet einen wichtigen Baustein im Geschichtsunterricht der Oberstufe. Anknüpfend daran hat unser Kurs am 8. November 2024 eine aktuelle Ausstellung im Foyer der VHS Moers besucht, um den Blick auf ein spezielles Teilthema zu lenken: die Rolle des Fußballs im Nationalsozialismus. Da der Stellenwert des Fußballs in Deutschland sehr hoch ist, war das Interesse der Schülerinnen und Schüler an dem Thema verständlicherweise groß.

Die Ausstellung entstand im Jahre 2017 durch ein Fanprojekt des SC Paderborn 07 und sollte – angestoßen durch den Einfluss des Profivereins – Licht in die dunklen Zeiten des Nationalsozialismus bringen. Dabei wurde unter anderem die ehemalige „Reichsschule“ Wewelsburg näher beleuchtet. Aus dieser Aktion entstand ein Trend gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung, für den sich unterschiedliche Fußballvereine einsetzen wollen. Es begann zunächst die Aufarbeitung verschiedener Vereinsgeschichten zur Zeit des Nationalsozialismus. An diesem Projekt beteiligten sich der SC Paderborn 07, DSC Arminia Bielefeld, VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach, VfL Osnabrück, Hannover 96, FC Schalke 04, Fortuna Düsseldorf und der FC Bayern München.

Beim SC Paderborn 07 wird besonders auf die Vereinsfusion von „VfJ 08“ und „SV 13“ im Jahre 1945 eingegangen, die zum Vorläufer des heutigen SC Paderborn führte. Der NS-Staat förderte die Vereine als Teil einer „nationalsozialistischen Gemeinschaft“. Die „Sportfreunde Rot-Weiß Paderborn“, eine Fusion der Paderborner Fußballclubs, dienten durch den Zusammenschluss als „sportliche Heimat“ für stationierte Soldaten und Mitglieder der NSDAP. Die sportliche Entwicklung des Vereins während dieser Zeit war eng an die nationalsozialistische Ideologie geknüpft, die Fußball als Möglichkeit zur Propaganda nutzte. So trat eine Mannschaft aus Panzersoldaten 1944 in der höchsten Liga der „Kriegsgauklasse“ an. Die Vereine wurden stark durch die nationalsozialistischen Organisationen beeinflusst, was sich auch in der gezielten Förderung und Einbindung von Soldaten widerspiegelte. Für die Schülerinnen und Schüler unseres Kurses war sofort klar, dass es wichtig ist, an solche Ereignisse zu erinnern. Genau wie der Bundesligaverein dies durch die Aktion „Nie WIEDER gegen Rassismus und Antisemitismus“ im Jahr 2018 tat, bei der sich der Verein öffentlich gegen Diskriminierung positionierte und betonte, dass er eine Reihe ausländischer Spieler unter Vertrag hat.

Der Verein aus unserer Landeshauptstadt wird ebenfalls in der Ausstellung beleuchtet: Fortuna Düsseldorf. Am 11. Juni 1933 gewann der Verein als erster westdeutscher Club die Deutsche Meisterschaft. Der Erfolg des Vereins setzte sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs fort. Herausragende Spieler wie Paul Janes führten den Verein zu mehreren Titeln und Vizemeisterschaften. Der Einfluss des NS-Regimes zeigte sich besonders bei der Meisterfeier 1933. Anwesend waren prominente NS-Funktionäre, darunter Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, der in SA-Uniform die Siegerehrung leitete. Die Feier beinhaltete nationalsozialistische Rituale, darunter das Singen des Horst-Wessel-Liedes. Nur wenige Tage später wurde das „Führerprinzip“ in die Satzung des Vereins aufgenommen. Gerade dieses Beispiel verdeutlichte den Schülern, sehr Vereine durch die Nationalsozialisten vereinnahmt wurden und das an einem regionalen Beispiel.

Die jüdischen Fußballclubs wurden ebenfalls in der Ausstellung thematisiert. Es wurde deutlich, dass diese bis zu ihrer endgültigen Auflösung sehr stark unter dem NS-Regime litten. Im September 1938 existierten nur noch Teams in Bielefeld und Minden, bis das Vereinsleben kurz nach der Reichspogromnacht im November 1938 gewaltsam beendet wurde. Die Zeitschrift „Die Kraft“ diente als Organ des jüdischen Sportbundes „Schild“ und informierte über Wettkämpfe und Vereinsnachrichten.

Den Schülerinnen und Schülern wurde erneut bewusst, wie stark das Leben der jüdischen Bevölkerung eingeschränkt wurde, bis ihnen schließlich ihre Freiheit und Existenz genommen wurde.

Lotte Specht gründete 1930 den ersten Frauenfußballclub in Deutschland. Der Verein existierte jedoch nur kurz, da er dem gesellschaftlichen Druck nicht standhalten konnte. In der NS-Zeit galt Fußball für Frauen als unpassend. Der DFB verbot Frauenfußball 1936 offiziell und erklärte, dass dieser dem „Wesen der Frau“ schade. Frauen sollten dem Rollenbild der „arischen Mutter“ entsprechen. Auch nach dem Krieg verbot der DFB Frauenfußball, was bis 1970 anhielt. Während dieser Zeit fand 1957 ein inoffizielles Länderspiel statt, das trotz offizieller Verbote ausgetragen wurde. 1970 hob der DFB das Verbot auf, und Frauenfußball konnte sich langsam entwickeln. Bis zur ersten offiziellen Weltmeisterschaft 1991 dauerte es jedoch noch einige Zeit. Die Nationalspielerin Lena Goeßling steht symbolisch für den Aufstieg des Frauenfußballs in Deutschland. Nach Jahrzehnten der Benachteiligung ist Frauenfußball heute gesellschaftlich anerkannt und populär.

Während des Rundgangs wurde deutlich, wie umfangreich die Thematik ist. Die aufgeführten Beispiele sind nur ein Bruchteil der Vereine, die in der Ausstellung beschrieben wurden. Die Schülerinnen und Schüler standen vor den Ausstellungstafeln und konnten bei vielen Aspekten nicht glauben, was sie dort lasen. Im Anschluss wurde die gesamte Ausstellung nochmals detailliert nachbesprochen. Sie zeigte nicht nur, dass Fußball durch die Nationalsozialisten zu Propagandazwecken instrumentalisiert wurde, sondern auch wie heutige Vereine mit ihrer Vergangenheit, mit Rassismus und ihrer Fankultur insgesamt umgehen. Es war ein sehr aufschlussreicher Besuch, der nicht nur viele Themen erweiterte, die wir im Unterricht behandelt hatten, sondern uns auch neue Perspektiven aufzeigte.

Text: Daniel Schirra, Lina und Piet van der Eijk, Foto: Daniel Schirra

— [Daniel Heisig-Pitzen]

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