Das Mahnmal „Synagogenbogen“ – der zentrale Gedenkort in Moers

Gedenkveranstaltung zum 9. November

Schülerinnen und Schüler gedenken der Opfer der Pogromnacht

Am 9. November gedachten zahlreiche Menschen in Moers der Opfer der Novemberpogrome von 1938. Auch in diesem Jahr nahmen Schülerinnen und Schüler unserer Schule aktiv an der bewegenden Gedenkveranstaltung teil und erinnerten an die Ereignisse jener dunklen Zeit.

Ein besonderer Moment war die Rede der neuen Moerser Bürgermeisterin, Frau Zupancic, die in diesem Jahr zum ersten Mal an der Gedenkveranstaltung teilnahm. In ihrem eindrucksvollen Grußwort betonte sie die Verantwortung der Gesellschaft, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und sich entschieden gegen Antisemitismus sowie jede Form von Rassismus einzusetzen. Ihre Worte richteten sich an alle Generationen und waren zugleich ein dringender Appell, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sich für eine offene, tolerante Gesellschaft stark zu machen.

Ein besonders bewegender Teil der Veranstaltung war die Rede unserer Schülerin Leonie Schleicher, die Teamerin im Auschwitzprojekt unserer Schule ist. Sie berichtete von der letzten Gedenkstättenfahrt, die sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler unternommen hatten. Ihre Erzählungen verdeutlichten eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die Geschichte zu bewahren und der Opfer auf eine persönliche und respektvolle Weise zu gedenken.

Im Anschluss wurden die Namen der aus Moers deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden vorgelesen. Schülerinnen und Schüler aus drei verschiedenen Jahrgangsstufen des Adolfinums nahmen daran teil und erinnerten auf diese Weise an das Schicksal der Opfer. Mit dem Vorlesen der Namen wurde eine persönliche Verbindung zu den Schicksalen der Menschen hergestellt, um die Erinnerung an sie lebendig gehalten.

Die Veranstaltung endete mit der Niederlegung von Kränzen und Rosen am Mahnmal sowie einer Schweigeminute für die Opfer.

Auch in diesem Jahr setzten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Adolfinum ein starkes Zeichen der Erinnerung und des Engagements. Ihr aktives Mitwirken unterstrich das Bestreben, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu bewahren und sich auch in der Gegenwart und Zukunft entschlossen gegen alle Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung einzusetzen.


Text: Daniel Schirra

Foto: Lennart Fischer

Redebeitrag der Teamerin Leonie Schleicher

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Leonie Schleicher, ich bin Schülerin am Gymnasium Adolfinum und seit Kurzem auch Teamerin im Auschwitzprojekt der Schule. Ich möchte Ihnen nun von unserer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz berichten.

Schätzungsweise 6 Millionen Menschen, 6 Millionen Namen, 6 Millionen Leben, welche zu Unrecht beendet wurden - 1,3 Millionen davon alleine in Auschwitz-Birkenau. Doch der Hass begann lange vor Auschwitz, spätestens 1938 in der Reichspogromnacht wurde der Hass gegenüber Jüdinnen und Juden greifbar.

Die Gedenkstätte in Oświęcim war für mich ein Ort der Realisation. Ich stand vor den Räumen in die uns die Leiterin hineinführte, vorbei an Bergen voller Haare, an einem Raum mit Prothesen, an Stapeln voller Koffer, Kleidung, Brillen und Kinderschuhen — persönliche Gegenstände von Menschen, deren Leben gewaltsam beendet wurden. Ich hatte die Räume schon vorher in Dokumentationen gesehen, aber ich wusste nicht, dass sie mich emotional so schwach machen würden. Es herrschte absolute Stille, kaum jemand traute sich zu sprechen. Nur die Leiterin sprach.

Im sogenannten Stammlager sah ich den Ort, an dem die erste Gaskammer errichtet wurde — gebaut unter anderem, um „Munition zu sparen“ und um möglichst viele Menschen „effizient“ zu töten. Als wir zur Gaskammer gingen, bereitete ich mich innerlich darauf vor, meine Gedanken kreisten - ich werde in den Raum hineingehen, wo Menschen getötet wurden und nicht mehr hinauskamen. Ich ging hinein und spürte förmlich den Tod in diesem Raum, den Raum, in dem Menschen mit Zyklon B getötet wurden. Ich konnte hinausgehen — sie hatten diese Chance nicht! Die Kammer war wie eine Dusche aufgebaut, oben war die Klappe, welche den Tod in diesen Raum brachte.  Der Geruch, die Enge — all das blieb mir in der Nase und im Kopf.

In der Jugendherberge fragte ich mich wieder und wieder: „Sie mussten getötet werden?“ Diese Worte, die ich dort hörte, brannten sich mir in den Kopf. Es waren doch Menschen wie du und ich, Menschen mit Familien, mit Leben, mit Hoffnungen — auch die Kinder, die dort ihr Leben verloren. Ich konnte nachts kaum schlafen; die Bilder ließen mich nicht los: die Gaskammer, die Mauer, an der Menschen erschossen wurden, die Pfähle, an denen Menschen aufgehängt wurden. Wie können Menschen so etwas einander antun?

Auschwitz war das größte deutsche Vernichtungslager der NS‑Zeit. Allein schon die Nähe dieses Ortes erzeugte Unbehagen. Als wir an den Bahngleisen vor Auschwitz‑Birkenau standen, wurde mir klar: Hier hat man Menschen ausgebeutet und ermordet — wegen ihrer Religion, ihrer Meinung, ihrer sexuellen Orientierung oder weil sie eine Einschränkung hatten.

Während des Gangs durch die Gedenkstätte realisierte ich, auf welchem Boden ich stand — auf Boden, auf dem Blut floss und die Asche unschuldiger Menschen lag. In den Baracken war noch immer ein beißender Hauch von Verwesung zu verspüren; die Holzkonstruktionen, die als Betten dienten, beherbergten einst weit über tausend Menschen. Innerlich zog sich alles in mir zusammen. Wir gingen denselben Weg, den damals die Inhaftierten gehen mussten — nur viele Jahre später, mit dem Gefühl einer Verantwortung auf unseren Schultern.

Die ehemaligen Gaskammern wurden größtenteils zerstört; sie sind heute Teil der Erinnerung und der Warnung. Die Natur wächst nach und verbirgt den Tod in den Wiesen und Bäumen. Sie schafft ein Grab für die Verstorbenen. Ein Hase, der durch den Zaun huschte, wurde für mich zum Symbol des Lebens an einem Ort des Todes.

Bis heute denke ich nach: Schuld ist nicht vererbbar — nicht unsere Schuld. Aber es ist unsere Verantwortung. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht. Wir wissen, was passiert ist; wir können und müssen aus der Geschichte lernen und aufklären. Die Geschichte von Auschwitz und anderen Konzentrationslagern darf sich nicht wiederholen. Wir sind alle Menschen, wir tragen das gleiche Blut — und wir sind miteinander verbunden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Leonie Schleicher (Q1), Teamerin im Auschwitzprojekt

— [Daniel Heisig-Pitzen]

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